Gibt´s auch „einfache“ Sprachen?

Diese Frage ist wirklich schwer zu beantworten. Welches Kriterium ist ausschlaggebend? Die Grammatik? Die Aussprache? Oder die Schrift? Letztere ist ein ganz besonderes Thema, denn fremde Alphabete und Schriftzeichen wollen auch erst einmal gelernt werden. Wir wollen aber hier und jetzt nicht über die schwierigsten Sprachen sprechen!

Bleiben wir beim Thema der einfachen Sprachen. Abgesehen davon, dass es für uns immer einfacher ist eine ähnliche Sprache zu lernen – also Menschen, deren Muttersprache Deutsch ist, erlernen Englisch etwa leichter als beispielsweise Tschechen, die wiederum Russisch als nicht so schwierig empfinden – was sind die objektiv einfache Sprachen? Also Sprachen mit unkomplizierter Grammatik und einfacher Aussprache, die in Lateinschrift geschrieben werden?

Richtig geraten, es ist…
Esperanto! Diese Plansprache lässt sich üblicherweise innerhalb weniger Wochen erlernen. Personen, die bereits mehrsprachig sind, berichteten sogar, dass sie nur wenige Stunden benötigten um Esperanto zu beherrschen – weil die Sprache ihren Wortschatz überwiegend aus den romanischen Sprachen bezieht. Die Grammatik ist sehr leicht, Ausnahmen gibt es nicht. Die Aussprache ähnelt wenig dem Polnischen (was darauf zurückzuführen sein dürfte, dass der Erfinder des Esperanto aus Polen stammte), kommt aber gänzlich ohne Palatale aus.

Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass sich immer weniger Menschen für Esperanto interessieren. Die meisten wollen eine Sprache lernen, die sie „im Terrain“ auch tatsächlich einsetzen können. Da entscheiden sich viele lieber für Italienisch oder Spanisch. Bei diesen beiden Sprachen ist die Aussprache einfacher als im Französischen. Die Grammatik ist zwar nicht wirklich leicht, aber doch zugänglich, weil die meisten grammatikalischen Erscheinungen eine Parallele im Deutschen haben. Beide Sprachen sind sehr beliebt auch wegen der reizvollen Kultur, die beim Lernen sicherlich hilft.

Unter den germanischen Sprachen ist Afrikaans jedenfalls die Sprache, die sich am schnellsten beherrschen lässt, was auch daran liegen mag, dass es sich hier quasi um eine vereinfachte Version des Niederländischen handelt. Bei einem Vergleich zwischen Afrikaans und Niederländisch fällt auf, dass sich bei ersterer die Rechtschreibung wesentlich stärker an der Aussprache orientiert und es kaum mehr Flexionsendungen gibt.

Die Kreolsprachen gelten ebenfalls als einfach. Ihr Enstehungsprozess ist übrigens jenem von Afrikaans durchaus ähnlich. Ein gutes Beispiel dafür ist Papiamento, eine spanisch-basierte Kreolsprache, die auf den sog. ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curação) gesprochen wird.

An folgendem Satz lässt sich die Grammatik grob erklären:

Mi ta lesa e buki ku mi mama a duna mi.
Ich habe das Buch gelesen, das mir meine Mutter gegeben hat.

Man sieht zum Beispiel, dass das Wort „mi“ich, mein und auch mir bedeuten kann. Man sieht auch, dass das Verb sich nur durch ta/a unterscheidet – „ta“ steht für Präsens, „a“ steht für Vergangenheit. Wer Niederländisch beherrschet und Papiamento lernen möchte, dem sei Basiscursus Papiaments, ein ganz wunderbares Lehrbuch, ans Herz gelegt.
Und noch ein Tipp zum Schluss: Das Indonesische ist vom Typ her eine überwiegend isolierende Sprache. Das heißt, es gibt keine Deklination, keine Konjugation, keinen Artikel. Der Plural wird beispielsweise durch Verdopplung oder Hinzufügen eines Zahlworts gekennzeichnet. Manchmal auch gar nicht. Das Substantiv kann sowohl singularische als auch pluralische Bedeutung haben. Und das beste ist, dass die Sprache mit etwa 200 Millionen Sprechern zu den meistgesprochenen Sprachen der Erde zählt.
Und meine persönliche Erfahrung? Für mich waren sicher Spanisch, Italienisch und Afrikaans die einfachsten Sprachen. Die Grammatik ist gar nicht kompliziert und die Aussprache ist schnell beherrschbar, obwohl es ein paar Laute gibt die man ein bisschen üben muss. Esperanto habe ich zwar probiert, allerdings fehlte mir die Motivation und so habe ich es schließlich gelassen.

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